Nachlese zum Online Dialog „Ungerechte Raumplanung“
Der von der ÖGR veranstaltete Online-Dialog am 12. April 2021 widmete sich dem Thema der Gerechtigkeit in der Raumplanung. Dazu hielt Ben Davy einen Vortrag mit dem Titel „Ungerechte Raumplanung – Raumplanung in der Alle-Falle“.
Ben Davy erläuterte in seinem Vortrag, dass Chancenverteilungen immer mit Gerechtigkeitsfragen in Verbindung stehen und dies genauso die Raumplanung, beispielsweise bei der Verteilung von Baulandwidmungen, öffentlichen Parkanlagen, Autobahnabfahrten usw., betrifft. Ben Davy stellt dazu die These vorweg: „Raumplanung ist unvermeidlich ungerecht.“ Dies liegt vor allem an der Vielzahl an Gerechtigkeitsmaßstäben. Planungen, denen ein bestimmter Gerechtigkeitsmaßstab zu Grunde liegt, werden von Planbetroffenen mit anderen Gerechtigkeitsvorstellungen als ungerecht empfunden. Um dem auszuweichen, behaupten manche Planende für alle zu planen und befinden sich somit in der Alle-Falle. „Die Alle-Falle ist die Unfähigkeit angemessen über Verteilungen unter Knappheitsbedingungen zu urteilen.“ Denn unter Knappheitsbedingungen ist es unvermeidlich manche Planbetroffenen von räumlichen Ressourcen, Nutzungen oder Chancen auszuschließen. Daher schlägt Ben Davy vor nicht nach dem idealen Gerechtigkeitsmaßstab zu suchen, sondern alltägliche Ungerechtigkeit in der Raumplanung aufzuzeigen und zu diskutieren.
In der nachfolgenden Diskussion wurde noch weiter auf die Alle-Falle in Planungsdokumenten, (Un)Gerechtigkeit bei Umwidmungen, die Rolle der Planenden, Verfahrensgerechtigkeit, den Begriff der Vulnerabilität, Benachteiligung und Privilegierung eingegangen. Abschließend kann man sagen, dass es eine umfassende Diskussion in der Raumplanung und eine Reflexion der Planenden benötigt, um nicht in die Alle-Falle zu tappen. Daher ist es wichtig, Bewusstsein zu schaffen und zu reflektieren, wem bestimmte Planungen zugutekommen und wer Nachteile daraus zieht.